Wie die Wälder oder Ozeane könnten auch Gebäude vermehrt als Kohlenstoffsenken fungieren, indem CO2 in ihren Wänden gespeichert wird. Hierzu müssten die Baufachleute in grossem Umfang biobasierte Materialien, d. h. Materialien pflanzlichen Ursprungs, einsetzen. Das würde dazu beitragen, die Menge an atmosphärischem CO2 zu stabilisieren, wodurch Klima, Ökosysteme und Artenvielfalt positiv beeinflusst würden. Dies wäre ein Paradigmenwechsel im Bausektor, der derzeit für 37 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist.


Durch die vermehrte Verwendung biobasierter Materialien könnten zudem dank kurzer, lokaler Lieferwege die Importe reduziert werden, die derzeit zwei Drittel der Emissionen eines Gebäudes ausmachen. Thomas Jusselme, ausserordentlicher Professor für Energieeffizienz im Bauwesen am Institut ENERGY der HTA-FR und im Smart Living Lab, betrachtet deshalb die Integration biobasierter Materialien als wesentlichen Ansatz im Baubereich im Hinblick auf die Erreichung der von der Schweiz angestrebten CO2-Neutralität. Damit dieser Ansatz auf nationaler Ebene demokratisiert und seinen Ambitionen gerecht werden kann, müssen zunächst zahlreiche Fragen sorgfältig geprüft werden. Mit seinem neuen Forschungsprojekt BioLoop will Prof. Jusselme diese Fragen beantworten.


Wie viel biogener, d. h. aus Pflanzen stammender Kohlenstoff könnte in der Schweiz gespeichert werden? Welche Mengen an biobasierten Materialien stehen lokal zur Verfügung? Was geschieht am Ende der Lebensdauer mit diesen Materialien (null Nutzen, wenn das CO2 wieder freigesetzt wird)? Für den Bausektor wurden CO2-Budgets erstellt, doch wie steht es mit negativen CO2-Budgets, welche die Auswirkungen der globalen Erwärmung ausgleichen und dazu beitragen können, das Ziel der CO2-Neutralität in der Schweiz zu erreichen?

Paille, exemple e matériel biosourcé dans la construction.
Stroh ist wie Holz, Hanf, Kork und Pflanzenbeton ein biobasiertes Material. Es kann insbesondere als Füllmaterial für Wände, zur Dacheindeckung oder Wärmedämmung von aussen verwendet werden.


Das Projekt BioLoop will eine umfassende Bestandsaufnahme der im Hochbau verwendeten biobasierten Materialien erstellen. Ein genauer Überblick über den zukünftigen Baumarkt im untersuchten Bereich soll eine rasche Verbreitung der Praxis ermöglichen.

Kontakt

Thomas Jusselme

ENERGY Institute
Associate Professor UAS- HEIA-FR
-efficient energy strategies and regulation
-design and construction processes
-low carbon and reusable

Das Projekt im Überblick

  • Identifizierung und Bewertung der biobasierten Materialien
  • Modellierung des Gebäudebestands zur Analyse der langfristigen Entwicklung der Parameter, welche die Emissionen beeinflussen (Sanierungsrate, Neubauten, Lebensdauer usw.)
  • Definition von Archetypen im Bereich der Bausysteme aus biobasierten Materialien für Neubauten und Sanierungen zur Ermittlung der Nachfrage
  • Gegenüberstellung dieser Nachfrage mit der aktuellen und zukünftigen Kapazität der kurzen Kreisläufe, den Kohlenstoffspeicher des Bausektors mit biobasierten Materialien zu versorgen.

BIOLOOP PROJEKT

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