Hans-Georg Fill ist Professor für Digitalisierung und Informationssysteme am Departement für Informatik der Universität Freiburg. Seit Juli 2022 ist er Mitglied des Smart Living Lab und koordiniert die Aktivitäten der Forschungsgruppen der Universität Freiburg im Smart Living Lab.

Sie treten in das Smart Living Lab ein, ein Forschungszentrum für die Zukunft der bebauten Umwelt. Was sind Ihre Erwartungen?

Das Smart Living Lab ist eine einzigartige Gelegenheit, um einige der wichtigsten Herausforderungen der heutigen Gesellschaft zu erforschen, darunter Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Wohlbefinden. Die Projekte, die in der Vergangenheit im SLL durchgeführt wurden, haben bereits gezeigt, wie fruchtbar die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Forschungsgruppen ist. Ich freue mich daher auf einen inspirierenden und interdisziplinären Austausch, wie auch die Zusammenarbeit bei Forschungsprojekten an der Schnittstelle von Bautechnik und Digitalisierung.

Wie sieht Ihre akademische Erfahrung aus? Und worauf wird sich Ihre Arbeit in den nächsten Jahren konzentrieren?

In meiner akademischen Laufbahn habe ich immer eine interdisziplinäre Sichtweise verfolgt und mich auf den Bereich der Wirtschaftsinformatik spezialisiert. Die Wirtschaftsinformatik zielt auf die Gestaltung und Entwicklung innovativer Informationssysteme für Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Privatpersonen. Dazu muss man die Verfahren und Anforderungen der beteiligten Akteure verstehen und wissen, wie man sie in neue IT-basierte Lösungen umsetzt. Ich habe in mehreren Ländern studiert und gearbeitet. Nach dem Abschluss meines Doktorats und meiner Habilitation in Wirtschaftsinformatik an der Universität Wien hatte ich diverse Professorenstellen an der Universität Wien und der Universität Bamberg, Deutschland. Ebenso habe ich regelmäßig an der Ecole Nationale Supérieure de Mines in St. Etienne, Frankreich unterrichtet, bevor ich 2018 nach Freiburg übersiedelte. Während meiner Zeit als Postdoc warb ich Fördermittel für die Durchführung von Forschungsprojekten an der Stanford University ein, darunter ein Erwin-Schrödinger-Stipendium. Meine aktuelle Forschung konzentriert sich auf die Entwicklung neuartiger visueller Modellierungsmethoden und -sprachen zur Erhebung von Anforderungen und deren Umsetzung in digitale Lösungen - wir nennen dies "Metamodellierung". Dazu gehört zum Beispiel die Entwicklung neuer visueller Sprachen für den Entwurf und die Analyse von Blockchain-basierten Anwendungen, wofür ich 2020 einen SNF-Grant erhalten habe. Weiter interessiere ich mich für die Kombination von visuellen Modellen und «Augmented-Reality»-Technologien zur Verankerung von Modellen in der physischen Welt, z.B. für smarte Bedienungsanleitungen von komplexen Maschinen oder die wissensbasierte Anleitung von Nutzern in physischen Räumen. Außerdem untersuche ich die Verwendung visueller Modellierungssprachen für die Entwicklung von sogenannten Citizen Development und Low-Code-Ansätzen. Dabei sollen nicht-technische Benutzer in die Lage versetzt werden, Softwareanwendungen zu erstellen.

Was inspiriert Sie an der bebauten Umwelt und ihren Forschungsprogrammen?

Das Forschungsgebiet der bebauten Umwelt ist aufgrund ihrer Greifbarkeit und der physischen Interaktion eine faszinierende Umgebung - was wir in der Informatik aufgrund des Fokus auf die Software oft vernachlässigen. Die physische und die digitale Welt verschmelzen immer mehr und es wird immer wichtiger, dies in der Forschung zur Digitalisierung zu berücksichtigen. Daher freue ich mich sehr darauf, Beziehungen und Forschungskooperationen mit den Kollegen im Smart Living Lab aufzubauen, welche zu Themen der bebauten Umwelt arbeiten, wie auch auf einen inspirierenden und wirkungsvollen interdisziplinären Austausch.

Wie bringen Sie Ihre Lehrverpflichtungen mit Ihren Forschungsprojekten in Einklang?

An der Universität haben wir die Aufgabe, sowohl qualitativ hochwertige Forschung zu betreiben als auch Studierende auf höchstem Niveau auszubilden und sie auf ihr zukünftiges Berufsleben vorzubereiten. In gewissem Maße sind beide Tätigkeiten miteinander verknüpft. Da ich eine forschungsgeleitete Lehre anstrebe, bin ich stets bemüht, die neuesten Forschungsergebnisse in meine Lehrmaterialien zu integrieren und die Studierenden frühzeitig in unsere Forschungsprojekte mit einzubeziehen, um sie mit aktuellen Forschungsfragen und -themen vertraut zu machen, beispielsweise für ihre Bachelor- und Masterarbeiten. Andererseits profitiere ich von der Neugier meiner Studierenden, welche mich durch kritische Reflexion des Lehrstoffes herausfordern. Auf diese Weise strebe ich einen gegenseitigen Nutzen zwischen Forschung und Lehre an.

Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?

Da meine Freizeit unter der Woche sehr begrenzt ist, widme ich mich an den Wochenenden fast ausschließlich meiner Familie. Da meine Frau ebenfalls berufstätig ist, versuchen wir beide, so viel Zeit wie möglich, mit unserem 2-jährigen Sohn zu verbringen. Wir gehen dann gerne wandern und genießen es sehr gemeinsam zu kochen und guten Wein zu trinken.

Kontakt

Hans-Georg Fill

Head of Digitalization and Information Systems (DIGITS)
Professor- UNIFR
-building information modeling BIM
-interactions and design processes
-modeling, simulations and algorithms

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